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Montag, 16. Februar 2009

Episode 9: Das liebe Feingefühl

Sehr viel ist in meinem Mikrokosmos Proberaum nicht passiert. Eine wichtige Sache ist: Ich habe endlich eine Heizung. Es ist eine Infrarotheizung von Redwell geworden, die einfach wunderbar ist. Eine schöne Wärme, gleichbleibende Bedingungen für die Instrumente und Kosten, die sich im Rahmen halten. Bei den starken Minusgraden draussen, verbraucht sie momentan ca. 3,5-4,5 kw/h, das sind in Cent ca. 60-80 Cent pro Tag. Damit kann ich leben.
Der letzte Unterricht war sehr interessant. Erst mal hat es natürlich überhaupt nicht am Klavier des Lehrers geklappt. Der Anschlag ist sowas von anders. Da kamen manche Töne dann gar nicht, sehr laut oder sehr leise. Von wegen ein schöner Fluss, das waren eher Stromschnellen.

Dann habe ich, wie vermutlich 99% aller Schüler, das Problem, zu hause klappt es wunderbar, wenn man es aber vorspielen möchte, macht man zig Fehler. Man kann es eigentlich, aber das Hirn spielt nicht mit.

Nun ja, raus gekommen ist ein Lob, dass es so gut geklappt hat und dann die Feinheiten. Ich spiele Stück eigentlich viel zu schnell. Ich sollte versuchen mir eine Tanzveranstaltung bei Hofe vorzustellen, bei denen alle zusammen tanzen. Dann würde man schnell ein Gespür für den Geschwindigkeitsrahmen finden. Ist ja schließlich kein Jive :).

Das klappt auch ganz gut, wenn man sich vorstellt, dass die Frauen in ihren ausladenden Reifröcken ja eine gute Figur bei dem Stück machen müssen, reduziert man automatisch die Geschwindigkeit. Nur habe ich jetzt leider immer rauschende Feste am Hofe Ludwig des XIV im Kopf. So ein Mist :).

Eine zweite aber sehr wichtige Sache ist meine Dynamikbaustelle. Dieses Feingefühl in den Finger ist eine Sache für sich. Man stellt sich vor, wie es klingen sollte, aber es klingt doch anders. Weil Finger Nr. 4 + 5 regelmäßig aus der Reihe tanzen. Eigentlich meint man ja, man sei so geschickt mit den Fingern, dies bezieht sich aber leider meistens nur auf Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger. Der Rest ist eher eine Bande Halbstarke, die mit Feingefühl nicht viel am Hut haben.

Ich soll versuchen dass Stück in Bögen zu spielen, die Töne mit der gleichen Lautstärke und gleich gebunden zu spielen. Ganz schön schwer. Das wird wohl noch eine ganze Weile dauern, bis ich da zu Potte komme.

Ein anders großes Problem von mir wird jetzt auch angegangen und ich hoffe es endlich in den Griff zu bekommen. Rhythmuslesen. Ich kann wunderbar nach Gehör spielen, habe aber oft sehr große Schwierigkeiten den Rhythmus richtig zu lesen. Momentan habe ich ein Stück bekommen, wo ich oben jede einzelne Zählzeit drüber schreibe und ganz langsam anfange, das Stück, während ich mitzähle, zu klatschen und dann später zu spielen. Keiner spielt es mir vor, dass ich es ins Ohr bekomme. Stures Zählen, Klatschen und Spielen. Es sind ja im Endeffekt Muster, die immer wieder vorkommen. Ich hoffe, dass ich es jetzt endlich lernen werde.

Ansonsten macht es nach wie vor jede Menge Spaß. Nur muss ich mich wirklich daran gewöhnen, dass man viel länger an einem Stück beschäftigt ist, als am Sax. Beim Sax hat man halt nur die Melodiestimme. Beim Klavier aber mindestens 2 und mehr Stimmen, die man unter einen Hut bekommen muss.

Dienstag, 10. Februar 2009

Episode 8: Ein paar Gedanken Revue passieren lassen

Ich kann froh sein, dass ich einen Proberaum habe, in dem ich niemanden störe bzw. ein Stage Piano an dem man auch Kopfhörer anschließen könnte. Bestimmt hätte ich sonst in den letzten 3 Wochen irgendwann die Geduld meiner Nachbarn überstrapaziert. Jeder von ihnen könnte vermutlich das Menuett in G-Dur aus dem Effeff mit trällern.

Ich habe es gefühlte 1.000.000 x gespielt, vermutlich waren es „in real“ nur ein paar 100 x. Mittlerweile geht der ganze Ablauf lockerer von den Fingern. Es ist lustig, irgendwann merkt man, dass man es „in den Fingern“ hat. Man muss sich nicht mehr so extrem konzentrieren. Klar, ein paar Klippen, an denen man öfter noch mal hängen bleibt, sind nach wie vor da. Es gelingt aber immer öfter diese zu umschiffen.

Dann kommt bei mir die Phase, wo ich möchte, dass es wunderschön klingt. Da merke ich, dass mir die Klassik doch sehr fremd ist. Ich komme ja eher vom Jazz und bin es gewöhnt mit einer Band oder Hintergrundbegleitung zu spielen. Da ist das interagieren irgendwie intuitiver und einfacher. Ich brauch normalerweise diesen Background um gut zu klingen. Brauche die Laune der Band oder des Publikums um darauf eingehen zu können. Keine Ahnung, ob das jemand von euch versteht.

Wenn ich so alleine mit meiner Klaviatur bin, ist es doch schwerer. Da bei diesem Stück in den Noten keinerlei Spielanweisungen sind, ist es sehr schwer für mich heraus zu finden, wie man es am besten spielen sollte. Wo spielt man leise, wo laut, wo gebunden, wo staccato, welches Tempo ist am besten, wie bringe ich Dynamik rein etc. etc. Oft fange ich zu schnell an. Am Anfang hört es sich gut an, es gibt aber Stellen im Stück, die klingen dann gehetzt. Netterweise sind sie in den letzten 16 Takten und dann fällt mir meistens auch erst auf, dass ich zu schnell angefangen habe. Na super!

Ich nehme meine experimentier Versionen öfter auf, um dann in Ruhe zu hören, wie es am besten klingt. Bin aber leider noch zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis gekommen.
Dann sitze ich an meinem Stage Piano und frage mich, wie wird es auf einem richtigen Klavier klingen. Kann man dort dynamischer spielen. Ist der Unterschied deutlich spür- und hörbar? Dann denke ich wieder, dass doch ein großer Teil daran liegt, dass meine Fingermuskulatur einfach noch nicht fein genug ist, diese Dynamik und den gewünschten Ausdruck hinzubekommen.

Diese ganzen Fragen kommen eben im Laufe der Zeit auf und ich habe ja leider nur alle 14 Tage Unterricht. Ich bin sehr froh, dass ich das Clavio gefunden habe, wo man doch recht viel Schützenhilfe bekommt und eine Menge Anregungen. Dies ist einer der Gründe, wofür ich das Internet liebe. Man ist nicht auf sich allein gestellt und bekommt oft sehr schnell und kompetent Hilfe.

Heute ist endlich wieder Unterricht und ich werde ein Feedback auf mein Üben bekommen. Bin sehr gespannt, was es heute alles Neues geben wird.
So klingt mein Stück momentan. Leider verpatze ich es immer, wenn ich Aufnehme. Ist schon kurios. Spiele ich vor mich hin, klappt es mittlerweile meistens fehlerfrei. Nehme ich auf, patzte ich. Äusserst komisch.