Ich kann froh sein, dass ich einen Proberaum habe, in dem ich niemanden störe bzw. ein Stage Piano an dem man auch Kopfhörer anschließen könnte. Bestimmt hätte ich sonst in den letzten 3 Wochen irgendwann die Geduld meiner Nachbarn überstrapaziert. Jeder von ihnen könnte vermutlich das Menuett in G-Dur aus dem Effeff mit trällern.
Ich habe es gefühlte 1.000.000 x gespielt, vermutlich waren es „in real“ nur ein paar 100 x. Mittlerweile geht der ganze Ablauf lockerer von den Fingern. Es ist lustig, irgendwann merkt man, dass man es „in den Fingern“ hat. Man muss sich nicht mehr so extrem konzentrieren. Klar, ein paar Klippen, an denen man öfter noch mal hängen bleibt, sind nach wie vor da. Es gelingt aber immer öfter diese zu umschiffen.
Dann kommt bei mir die Phase, wo ich möchte, dass es wunderschön klingt. Da merke ich, dass mir die Klassik doch sehr fremd ist. Ich komme ja eher vom Jazz und bin es gewöhnt mit einer Band oder Hintergrundbegleitung zu spielen. Da ist das interagieren irgendwie intuitiver und einfacher. Ich brauch normalerweise diesen Background um gut zu klingen. Brauche die Laune der Band oder des Publikums um darauf eingehen zu können. Keine Ahnung, ob das jemand von euch versteht.
Wenn ich so alleine mit meiner Klaviatur bin, ist es doch schwerer. Da bei diesem Stück in den Noten keinerlei Spielanweisungen sind, ist es sehr schwer für mich heraus zu finden, wie man es am besten spielen sollte. Wo spielt man leise, wo laut, wo gebunden, wo staccato, welches Tempo ist am besten, wie bringe ich Dynamik rein etc. etc. Oft fange ich zu schnell an. Am Anfang hört es sich gut an, es gibt aber Stellen im Stück, die klingen dann gehetzt. Netterweise sind sie in den letzten 16 Takten und dann fällt mir meistens auch erst auf, dass ich zu schnell angefangen habe. Na super!
Ich nehme meine experimentier Versionen öfter auf, um dann in Ruhe zu hören, wie es am besten klingt. Bin aber leider noch zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis gekommen.
Dann sitze ich an meinem Stage Piano und frage mich, wie wird es auf einem richtigen Klavier klingen. Kann man dort dynamischer spielen. Ist der Unterschied deutlich spür- und hörbar? Dann denke ich wieder, dass doch ein großer Teil daran liegt, dass meine Fingermuskulatur einfach noch nicht fein genug ist, diese Dynamik und den gewünschten Ausdruck hinzubekommen.
Diese ganzen Fragen kommen eben im Laufe der Zeit auf und ich habe ja leider nur alle 14 Tage Unterricht. Ich bin sehr froh, dass ich das Clavio gefunden habe, wo man doch recht viel Schützenhilfe bekommt und eine Menge Anregungen. Dies ist einer der Gründe, wofür ich das Internet liebe. Man ist nicht auf sich allein gestellt und bekommt oft sehr schnell und kompetent Hilfe.
Heute ist endlich wieder Unterricht und ich werde ein Feedback auf mein Üben bekommen. Bin sehr gespannt, was es heute alles Neues geben wird.
So klingt mein Stück momentan. Leider verpatze ich es immer, wenn ich Aufnehme. Ist schon kurios. Spiele ich vor mich hin, klappt es mittlerweile meistens fehlerfrei. Nehme ich auf, patzte ich. Äusserst komisch.