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Freitag, 3. April 2009

Episode 14: Die Schönheit kommt von innen

Oh, ich habe gerade mit Schrecken gesehen, dass mein letztes Update fast einen Monat her ist. Irgendwie verfliegt die Zeit im Moment.

Die wichtigste und größte Neuigkeit ist. ICH HABE MEIN EIGENES KLAVIER! Das ist so ein tolles Gefühl. Es steht jetzt schon fast 3 Wochen in meinem Musikzimmer und ich kann mich nicht satt dran sehen. Am liebsten würde ich es immer offen stehen lassen. Dieses Innenleben fasziniert mich. So viel Technik , so viele Kleinigkeiten, die im Ganzen dem Klavier diese wunderbaren Töne entlocken, so viel Schönheit. Ich sitze dann immer davor und denke mir, wie ein Mensch sich so etwas Komplexes und wunderschönes ausdenken kann. Von aussen betrachtet ist mein Schimmel 112er Klavier eher nüchtern. Keiner Schnörkel, keine Spielereien, aber von Innen ist es wunderschön.

Ende des Monats kommt der Klavierbauer und wird es komplett durchchecken und einstellen, dann wird es noch schöner klingen. Der Umstieg von einem E-Piano auf ein richtiges Klavier ist schon beachtlich. Zumindest für mich. Das Klavier reagiert viel sensibler auf die kleinsten Veränderungen im Anschlag und das macht mir noch zu schaffen. Vielleicht ist es nach der Überholung nicht mehr ganz so krass, aber momentan bin ich anscheinend nicht sensibel genug um einen leisen Anschlag hin zu bekommen.

Eine kleine Anekdote die ich euch nicht vorenthalten möchte.
An dem Morgen bevor das Klavier geliefert wurde, bin ich mit einem Albtraum aufgewacht. Ich war voll neben der Spur und den ganzen Vormittag verdreht. Hier also was ich geträumt habe.
Die Klavierspediteure kamen und waren schon mal super unfreundlich und unkooperativ. Sie tragen das gute Stück in meinen Proberaum und stellen es einfach mittenrein. Ich sage ihnen, sie sollen es bitte an den vorgesehenen Platz stellen, das machen sie aber nicht.
Dann nehmen sie die Decke ab und ich sehe, dass es gar nicht mein Klavier ist. Es ist ein uraltes Clavinova Digitalpiano,was total alt und ramponiert aussieht und keinen Mucks von sich gibt. Man hat den Schriftzug Clavinova durchgestrichen und groß mit Edding "Schimmel" drauf geschrieben.Teilweise war es mit Eiche-Dezifix beklebt.
Die Jungs meinte, da könnten sie nichts für, das hätten sie da abgeholte. Die Verkäufer kann ich nicht erreichen und bin mit den Nerven am Ende. Leider weiß ich nicht, wie dieser Traum ausgeht, der Wecker hat geklingelt und ich bin voll neben der Spur. Aber genau das Gegenteil war der Fall. Die Transporteure (Pianophil) waren super freundlich und nett und haben mir das gute Stück dann Mittags gebracht.

Hier ist mal ein kleiner Film von meinem Klavier.




Ansonsten gehorchen mir meine Finger immer besser. Es sieht nicht mehr ganz so steif und angestrengt aus, wenn ich etwas spiele. Natürlich würde ich gerne schon viel mehr spielen können, aber man muss sehr viel Geduld haben, was ja leider eine meiner schwächsten Eigenschaften ist.

Ich freue mich jeden Tag, an dem ich Üben kann und bin sehr gespannt, wie weit ich in einem Jahr sein werde.

Montag, 2. März 2009

Episode 12: Yin und Yang

Yin: Ich darf bald ein richtiges Klavier mein eigen nennen. Bin total hibbelig und aufgeregt so ein Instrument zu bekommen. Ist irgendwie schon was Besonderes. Früher stand ja so ein Klavier fast in jedem Haushalt, heute ist das ja leider nicht mehr so. Ich war immer ein bisschen traurig, dass unser „seit Generationen in der Familie lebendes Ed.Seiler“ bei meinem Bruder steht. Nun gut, er kann es ja auch seit frühster Kindheit spielen. Machte vermutlich Sinn.

Als ich mit dem Klavierunterricht angefangen habe, dachte ich, dass brauche ich nicht. Ein gutes E-Piano tut es auch. Trotzdem wuchs dieser Wunsch immer mehr und ich hatte irgendwie richtig Sehnsucht nach einem „echten“ Klavier.

Bald ist es so weit, dann habe ich mein eigenes, es ist kein neues, aber ein sehr gepflegtes 27 jähriges 112er Schimmel Klavier. Es klingt jetzt schon wunderbar. Ich werde es aber ein bisschen überarbeiten lassen, damit ich dann wieder jahrelang Ruhe habe.

Nun gut, aussehen tut es wie ein Wildschwein oder Rauhaardackel, ist halt eichefarben . Das stört mich aber nicht so extrem, da es ja nicht in der Wohnung steht, sondern in meinem Musikraum. Die inneren Werte zählen und unter dieser spröden, rauen, Eicheschale steckt ein wundervoller Klang. Die Verkäuferin war total nett, sie war Erstbesitzerin und hat es immer sehr gepflegt. Habe ihr versprochen, falls sie die Sehnsucht packt, kann sie jederzeit bei mir spielen kommen. Ich hatte Glück, dass mein Lehrer netterweise mit mir hingefahren ist und es ausprobiert hat. Selber hätte ich das gar nicht so richtig entscheiden können/wollen.
Jetzt kann ich es kaum abwarten, bis das gute Stück hier ist. So wie es bis jetzt aussieht, wird das nächste Woche sein. Wird dann zwar ein bisschen eng in meinem Musikzimmer, aber das passt schon :).

Yang: Momentan laufe ich anscheinend auf der Stelle, zumindest fühlt es sich so an.. Das Stück „Some Day My Prince will come „ klappt noch nicht so, wie ich es gerne hätte. Jetzt bin ich mir nicht sicher, ob es nicht vielleicht doch eine Nummer zu groß für mich ist oder ob ich mal wieder einfach zu ungeduldig bin. Vermutlich letzteres, weil Ungeduld ist mein Mittelname und ich muss mich erst wirklich daran gewöhnen, dass man an Klavierstücken einfach viel länger arbeiten muss. Ich finde es unwahrscheinlich schwer diese ganzen Noten gleichzeitig zu greifen, die Hände umzusetzen, das Pedal richtig zu treten etc.

Ich bekomme zwar den ersten Durchgang hin, aber leider immer noch nicht flüssig. Bin ja froh, dass es eine Ballade ist und ich nicht auch noch schnell spielen muss. Bei vielen Griffen muss ich immer wieder überlegen, wo ich den jetzt die Finger hinsetzte. Es sind halt keine an einander hängenden Notenreihen, sonder immer wieder etwas anders. Die letzten 8 Take wollen noch überhaupt nicht klappen. Meine Motivation ist nach wie vor sehr hoch, weil ich es einfach schaffen möchte und sich das Arrangement so schön anhört.

Ich überlege oft, wann ich mich das letzte Mal so intensiv mit Stücken beschäftigt habe. Seit dem ich Klavierunterricht habe, übe ich wirklich mindestens 60 Minuten am Tag. Am liebsten würde ich oft noch viel länger dran sitzen, aber die Konzentration lässt einfach kein effektives Üben mehr zu. Ich finde es unwahrscheinlich anstrengend und sehr anspruchsvoll für den Kopf, zumindest für meine Runkelrübe.

Und so hört es sich jetzt nach 10 Tagen Üben an. Ich weiß, ich darf die Hände nicht so drehen, passiert manchmal, wenn ich nicht drauf achte. Und nein, das Video läuft nicht in Slow-Motion, ich kann es wirklich nur so langsam bis jetzt :).