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Montag, 2. März 2009

Episode 12: Yin und Yang

Yin: Ich darf bald ein richtiges Klavier mein eigen nennen. Bin total hibbelig und aufgeregt so ein Instrument zu bekommen. Ist irgendwie schon was Besonderes. Früher stand ja so ein Klavier fast in jedem Haushalt, heute ist das ja leider nicht mehr so. Ich war immer ein bisschen traurig, dass unser „seit Generationen in der Familie lebendes Ed.Seiler“ bei meinem Bruder steht. Nun gut, er kann es ja auch seit frühster Kindheit spielen. Machte vermutlich Sinn.

Als ich mit dem Klavierunterricht angefangen habe, dachte ich, dass brauche ich nicht. Ein gutes E-Piano tut es auch. Trotzdem wuchs dieser Wunsch immer mehr und ich hatte irgendwie richtig Sehnsucht nach einem „echten“ Klavier.

Bald ist es so weit, dann habe ich mein eigenes, es ist kein neues, aber ein sehr gepflegtes 27 jähriges 112er Schimmel Klavier. Es klingt jetzt schon wunderbar. Ich werde es aber ein bisschen überarbeiten lassen, damit ich dann wieder jahrelang Ruhe habe.

Nun gut, aussehen tut es wie ein Wildschwein oder Rauhaardackel, ist halt eichefarben . Das stört mich aber nicht so extrem, da es ja nicht in der Wohnung steht, sondern in meinem Musikraum. Die inneren Werte zählen und unter dieser spröden, rauen, Eicheschale steckt ein wundervoller Klang. Die Verkäuferin war total nett, sie war Erstbesitzerin und hat es immer sehr gepflegt. Habe ihr versprochen, falls sie die Sehnsucht packt, kann sie jederzeit bei mir spielen kommen. Ich hatte Glück, dass mein Lehrer netterweise mit mir hingefahren ist und es ausprobiert hat. Selber hätte ich das gar nicht so richtig entscheiden können/wollen.
Jetzt kann ich es kaum abwarten, bis das gute Stück hier ist. So wie es bis jetzt aussieht, wird das nächste Woche sein. Wird dann zwar ein bisschen eng in meinem Musikzimmer, aber das passt schon :).

Yang: Momentan laufe ich anscheinend auf der Stelle, zumindest fühlt es sich so an.. Das Stück „Some Day My Prince will come „ klappt noch nicht so, wie ich es gerne hätte. Jetzt bin ich mir nicht sicher, ob es nicht vielleicht doch eine Nummer zu groß für mich ist oder ob ich mal wieder einfach zu ungeduldig bin. Vermutlich letzteres, weil Ungeduld ist mein Mittelname und ich muss mich erst wirklich daran gewöhnen, dass man an Klavierstücken einfach viel länger arbeiten muss. Ich finde es unwahrscheinlich schwer diese ganzen Noten gleichzeitig zu greifen, die Hände umzusetzen, das Pedal richtig zu treten etc.

Ich bekomme zwar den ersten Durchgang hin, aber leider immer noch nicht flüssig. Bin ja froh, dass es eine Ballade ist und ich nicht auch noch schnell spielen muss. Bei vielen Griffen muss ich immer wieder überlegen, wo ich den jetzt die Finger hinsetzte. Es sind halt keine an einander hängenden Notenreihen, sonder immer wieder etwas anders. Die letzten 8 Take wollen noch überhaupt nicht klappen. Meine Motivation ist nach wie vor sehr hoch, weil ich es einfach schaffen möchte und sich das Arrangement so schön anhört.

Ich überlege oft, wann ich mich das letzte Mal so intensiv mit Stücken beschäftigt habe. Seit dem ich Klavierunterricht habe, übe ich wirklich mindestens 60 Minuten am Tag. Am liebsten würde ich oft noch viel länger dran sitzen, aber die Konzentration lässt einfach kein effektives Üben mehr zu. Ich finde es unwahrscheinlich anstrengend und sehr anspruchsvoll für den Kopf, zumindest für meine Runkelrübe.

Und so hört es sich jetzt nach 10 Tagen Üben an. Ich weiß, ich darf die Hände nicht so drehen, passiert manchmal, wenn ich nicht drauf achte. Und nein, das Video läuft nicht in Slow-Motion, ich kann es wirklich nur so langsam bis jetzt :).

Dienstag, 20. Januar 2009

Episode 4: Ab wann wird mein Klavier "singen"?

Diese Frage stelle ich mir jetzt schon sehr oft, eigentlich jedesmal, wenn ich übe. Ich meine damit nicht, super schwere Stücke spielen zu können, sondern auch den einfachsten Stücken eine Seele einzuhauchen.

Momentan klingt es eher, wie das betonungslose runter rasseln von Noten. Wie eine Geschichte ohne Betonung oder Emotionen lesen. Kurz gesagt, einfach zum weghören. Da ist nichts, was einen fesselt, weder als Zuhörer noch als Spieler. Nichts, was einen verweilen lassen möchte um zu hören, wie es weiter geht, was einen neugierig macht. Nichts persönliches, keine eigene Handschrift.

Da ich eigentlich meinen anderen Instrumenten oder meiner Stimme sehr viel Emotionen und Eigenständigkeit verleihen kann, ist es das, was ich bei mir am Klavier noch am meisten vermisse. Es „singt“ noch nicht, sondern funktioniert nur. Wie ein Computer ohne Leben.

Ich frage mich, wie lange es dauern wird, bis die Finger und das Gehirn sich an die neuen Abläufe gewöhnt haben. Wann sich das Gehirn oder auch der „Bauch“ darauf konzentrieren können bzw. einfach abschalten können und eine wunderschöne Geschichte erzählen. Etwas mit den vorgegebenen Noten auszudrücken, was einen fesselt. Nicht nur stoisch die Noten zu spielen, die auf dem Blatt stehen, sondern dem ganzen eine Seele zu geben.
Sei die Melodie noch so einfach gehalten. Man braucht keine 1000 Noten um jemanden mit Musik zu packen. Man kann auch schon mit ganz wenigen Noten so viel Spannung und Emotionen erzeugen.
Wer kennt das nicht, dass man bei bestimmten Musikstücken auf einmal eine Gänsehaut bekommt oder einem die Tränen in die Augen schießen. Man kann es nicht erklären, es ist einfach da. Es passiert.
Vielleicht ist mein persönlicher Anspruch sehr hoch, da ich schon auf anderen Instrumenten ganz gut klinge. Mein 2ter Name ist Ungeduld!
Nun, wir werden sehen, was die Zeit so bringen wird……