Mittwoch, 13. Mai 2009

Episode 17: Wenn man ein Land bereist, hilft es die Sprache zu können

Ich habe ja hauptsächlich mit Klavier angefangen um endlich einen Zugang zur Harmonielehrer zu bekommen. Musik ist in meinen Augen eine Sprache, die überall auf der Welt gleich aufgebaut ist und verstanden wird. Man braucht die Sprache seiner Mitspieler nicht zu können, wenn man ihnen ein Notenblatt hinlegt, funktioniert es automatisch. Man kommuniziert miteinander. Man legt wildfremden Musikern ein Leadsheet hin und es wird ein wunderbares Ganzes daraus. Einfach so, ohne Proben oder großartige Absprachen. Wer schon mal auf einer Session mit guten Musikern war, weiß wovon ich rede. Als Außenstehender sitzt man da, lauscht und staunt. Es ist ein bisschen, wie Magie.

Die verschiedenen Tonhöhen sind, meiner Meinung nach, die Buchstaben mit denen man Worte bildet. Die Rhythmik ist die Betonung mit der man eine Geschichte vorliest und sie interessant macht. Buchstaben ohne Betonung sind langweilig und uninteressant. Die Harmonielehre ist die Grammatik, die alles in einen versteh- und hörbaren Fluss bringt. Sie ist seit 100en von Jahren gleich und folgt denselben Regeln.

Wenn man ein Lied singt, wendet man sie automatisch und unbewusst an, weiß aber nicht warum. Momentan bekomme ich Harmonielehre in geballter Form um die Ohren gehauen. Äußerst interessant, aber für mich auch sehr kompliziert und schwierig. Es ist wie Matheaufgaben lösen. Die Harmonielehre ist eigentlich nichts anderes als eine Form der Mathematik. Alles logisch aufeinander aufgebaut und auf ein bestimmtes Ergebnis zielend.

Den Aufbau von Akkorden habe ich ja zum Glück recht schnell verstanden und es ist jetzt recht einfach die dazu gehörigen Töne eines beliebigen Mehrklangs zu bestimmen. Die Akkordsymbole haben ihren Schrecken verloren. Sie sind für mich durchschaubar und berechenbar geworden. Es dauert zwar ein bisschen, aber mit der Zeit und mit Übung wird es schneller werden.

Seit gestern befasse ich mich mit Stufenakkorden, Kadenzen und allem was dazu gehört. Ich glaube, da werde ich recht lange dran zu knabbern haben, bis ich das so richtig drin habe und damit umgehen kann.

Es prasseln neue Worte wie z.B. Tonika, Subdominaten, Dominante,Parallelen, Gegenklänge, Quintenverwante, Leittöne, Trugschluss usw. auf mich ein. Ich sitze da, schaue meinen Lehrer an und denke ich bin auf einem anderen Stern. Sehr viel neues Material, Begriffe, Regeln und ohne Zusammenhang sehr verwirrend und kompliziert. Wenn man es sich aber in Ruhe und ganz genau anschaut, ist es das eigentlich nicht. Weil jeder Begriff einer bestimmten Stufe und Funktion zugeordnet werden kann.

Es heißt also für meine grauen Zellen, sich diese Dinge in Relation zu merken und das Anwenden zu üben. Ich werde also in den nächsten Wochen/Monaten immer mehr Stücke analysieren und so die „Grammatik“ der Musik lernen. Bin sehr gespannt, ob meine grauen Zellen da mitmachen. Man ist ja nicht mehr die Jüngste :).

Ansonsten übe ich Stücke aus Oscar Petersons’s Jazz Exercises, Minuets… . Ich kann noch nicht so viele Stücke spielen, nach knapp 5 Monaten Unterricht gerade mal 5, aber das ist ok für mich. Ich bin sehr froh, dass jemand die Zeit und Geduld aufbringt mir die Harmonielehre in mundgerechten Stücken zu servieren.

Was ich in den 5 Monaten an theoretischem Wissen gelernt habe, ist für mich persönlich, schon ein riesiger Batzen und ich bin irgendwie ziemlich stolz darauf, diesen Berg schon ein Stückchen erklommen zu haben.

Es nützt nichts nur Vokabeln zu lernen, man muss auch die Grammatik können.